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Serie: Das Hartz IV-Experiment im Selbstversuch – Teil 3

Im zweiten Teil unserer Serie über unseren Hartz 4 Selbstversuch haben wir unsere Ausgaben für die erste Monatshälfte des November beleuchtet. Nun kommt auch die zweite Monatshälfte dran, um den Gesamtüberschuss oder das Gesamtminus zu ermitteln.

Die Ausgaben in der 2. Monatshälfte

Die Zwischensumme nach 13 Tagen war 500,43 EUR. Das Geld stünde uns als Hartz 4 Empfänger für den Rest des Monats noch zur Verfügung. Folgende Ausgaben haben wir im Monat November noch gehabt:

16.11.2010 – Penny Markt – Lebensmittel – EUR 2,80
16.11.2010 – Rossmann – Haushaltswaren – EUR 7,33
17.11.2010 – Aldi – Lebensmittel – EUR 16,73
20.11.2010 – Lidl – Lebensmittel – EUR 37,31
27.11.2010 – Mundfein – Pizzadienst – EUR 15,00

Meinen Kinobesuch konnte ich leider aus zeitlichen Gründen nicht machen. Dafür habe ich mir eine neue Jeans (Neuware) bei E-Bay bestellt. Für 14,50 EUR inkl. Versandkosten. Leider war ein kleines Loch im Hosenbein, so dass ich auf einem Umtausch bestand. Der Verkäufer überwies aber nur das Geld zurück inkl. der Versandkosten für das Paket. Dennoch will ich diese Hose in der Rechnung belassen, da Sie mir optisch und von der Qualität her gefallen hat, und durchaus mit meinen Markenhosen mithalten konnte.

30.11.2010 – Ebay – Jeans (Kleidung) – EUR 14,50

Zählen wir also einmal zusammen. 93,76 EUR kamen an Kosten hinzu. Ziehe ich diese Summe jetzt von dem Budget ab, verbleiben noch 406,67 EUR in unserer Kasse.

Die Fairness

Fairerweise muss man erwähnen, das wir bereits den Monat Oktober von dem Hartz 4 – Budget gelebt haben. Denn sonst wären ja auf Grund der Vorräte vielleicht höhere Lebensmittelkosten nötig gewesen.

Zusätzlich haben wir mit der Jeans, dem Friseurbesuch, dem Pizzadienst und der Praxisgebühr auch unregelmäßige Ausgaben mit berücksichtigt. Auch ein Kinobesuch von vielleicht 15,00 EUR mit Popcorn hätte das Budget nicht bis zur Schmerzgrenze ausgereizt.

Hartz 4 Empfänger sind reich – reich an Zeit!

Während ich gegen 8.00 Uhr in meinem Auto sitze und zu einem Lieferanten fahre denke ich an den Hartz 4 Empfänger, der sich – berechtigterweise – noch einmal im Bett umdrehen kann.

Gerne würde ich jetzt auch in Ruhe aufstehen, mit meinem Sohnemann gemütlich frühstücken und danach eine Runde Lego spielen.

Diese Komponente wird selten diskutiert. In meinem Schrank stehen diverse ungelesene Bücher, mir fehlt im Moment die Zeit. Auch ist nicht gewährleistet, dass wir regelmäßig unser Einkommen erhalten – so ist das nunmal als Selbstständiger. Als Hartz 4 Empfänger wüsste ich zumindest sicher, das mein Geld kommt, wenn ich mache was das Amt mir sagt.

Das Ziel sollte sowieso die schnellstmögliche Vermittlung in den Arbeitsmarkt sein.

Die psychologische Komponente

Sehr bewegt hat mich die Mail von einem jungen Mann, der mir seine Lebensgeschichte und seine Erfahrungen mit Hartz 4 geschrieben hat. Erstmal möchte ich an dieser Stelle sagen, dass man natürlich unseren Fall nicht mit der Realität vergleichen kann.

Es ist natürlich ein anderes Gefühl, wenn man von der Arge zu Handlungen gezwungen wird, ja – so wie der junge Mann schilderte – sogar deutlich erniedrigt wird. Klar, das ich aus einer sehr komfortablen Situation berichte.

Aber es ging auch lediglich um die Darstellung: „Könnte meine Familie von dem Hartz 4 – Geld leben?“. Diese Frage lässt sich eindeutig mit „ja“ beantworten.

In Korrespondenz mit der Angst, die auch ein Selbstständiger aushalten muss, falls ein größerer Kunde mal nicht zahlt, ergibt sich für mich ein eindeutiges Fazit.

Fazit

Mit unserer dreiköpfigen Familie war es uns möglich, einen Überschuss von 406,67 EUR zu erzielen. Die Diskussion um das Thema Geld im Zusammenhang mit Hartz 4 kann ich nicht nachvollziehen.

Als Raucher hätte die Sache sicherlich anders ausgesehen, aber das hat jeder selbst in der Hand. Ebenfalls müssen überflüssige Kosten wie Handy, unnötige Versicherungen abgeschmolzen werden, damit man nicht in die Schuldenfalle tappt.

Ich weiß jetzt, dass man sich mit Hartz 4 ganz gut einrichten kann. Wie die Situation als alleinerziehende Mutter oder als Single ist, kann ich nicht beurteilen. Doch was sollen die ganzen Studenten machen, die von deutlich weniger leben müssen?

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